L. Der Humorist Wilhelm Busch (1832-1908)

  1. Wer durch des Argwohns Brille schaut, sieht Raupen selbst im Sauerkraut.

  2. Entsagung nennt man das Vergnügen an Dingen, welche wir nicht kriegen.

  3. Sein Prinzip ist überhaupt: Was beliebt, ist auch erlaubt.

  4. Dumme Gedanken hat jeder, nur der Weise verschweigt sie.

  5. Der Neid ist die aufrichtigste Form der Anerkennung.

  6. Wer in Glaubenssachen den Verstand befragt, kriegt unchristliche Antworten.

  7. Nichts, was war, wacht auf, wie es einstmals gewesen ist.

  8. Die gute Unterhaltung besteht nicht darin, dass man selbst etwas Gescheites sagt, sondern, dass man etwas Dummes anhören kann.

  9. Er war ein grundgescheiter Mann, sehr weise und hocherfahren; er trug ein graumeliertes Haar, dieweil er schon ziemlich bei Jahren. Er war ein abgesagter Feind des Lachens und des Scherzens und war doch der größte Narr am Hof der Königin seines Herzens.

  10. Es wohnen die hohen Gedanken in einem hohen Haus. Ich klopfte, doch immer hieß es: Die Herrschaft fuhr gerade aus!
    Nun klopf ich bescheiden bei kleineren Leuten an, ein Stückel Brot, ein Groschen ernähren auch ihren Mann.

  11. Halt dein Rösslein nur im Zügel, kommst ja doch nicht allzu weit. Hinter jedem neuen Hügel dehnt sich die Unendlichkeit.
    Nenne niemand dumm und säumig, der das Nächste recht bedenkt. Ach, die Welt ist so geräumig, und der Kopf ist so beschränkt.

  12. Wenn alles sitzen bliebe, was wir in Hass und Liebe so voneinander schwatzen; wenn Lügen Haare wären, wir wären rau wie Bären und hätten keine Glatzen.

  13. Der Winter ging, der Sommer kam. Er bringt aufs neue wieder /den vielgeliebten Wunderkram der Blumen und der Lieder./ Wie das so wechselt Jahr um Jahr, betracht ich fast mit Sorgen,/ was lebte, starb, was ist, es war, und heute wird zu morgen./ Stets muss die Bildnerin Natur den alten Tag benützen./ Im Haus und Garten, Wald und Flur zu ihren neuen Skizzen.

  1. Wonach du sehnlich ausgeschaut, es wurde dir beschieden;/ du triumphierst und jubelst laut: Jetzt hab ich endlich Frieden./
    Ach, Freundchen, rede nicht so wild. Bezähme deine Zunge,/ ein jeder Wunsch, wenn er erfüllt, kriegt augenblicklich Junge.

  1. Solange Herz und Auge offen, um sich am Schönen zu erfreun, solange darf man freudig hoffen, wird auch die Welt vorhanden sein

  2. Wenn einer, der mit Mühe kaum geklettert ist auf einen Baum, schon meint, dass er ein Vöglein wär, so irrt sich der.

  3. Obgleich die Welt ja, sozusagen, wohl manchmal etwas mangelhaft, wird sie doch in den nächsten Tagen vermutlich noch nicht abgeschafft.

  4. Früher, da ich unerfahren und bescheidner war als heute,/ hatten meine höchste Achtung andre Leute./ Später traf ich auf der Weide außer mir noch mehrere Kälber,/ und nun schätz ich sozusagen erst mich selber.

  5. Es ist so schön, wenn wir Freunde kommen sehn-/ schön ist ferner, wenn sie bleiben und sich mit uns die Zeit vertreiben./ doch wenn sie schließlich wieder gehen, ist´s auch recht schön.

  6. Will das Glück nach seinem Sinn / dir was Gutes schenken,/ sage Dank und nimm es hin / ohne viel Bedenken.

    Jede Gabe sei begrüßt, / doch vor allen Dingen: / Das, worum du dich bemühst, / möge dir gelingen.

  7. Neulich pusselt Nachbar Mumme mit dem Spaten in seinem Garten herum, dicht bei den Stachelbeerbüschen. Auf einmal springt ein fremder Hund heraus und knurrt und will nicht weg und zeigt die Zähne. Der Hund ist toll ! so heißt es gleich. Man holt die Flinte – bum ! Die Kugel geht dem Hund durch den Kopf, er streckt sich aus und stirbt. Wie man genauer zusieht, liegen drei kleine neugeborene Hündchen im Gebüsch. (Brief an die Holländerin Maria Anderson 1875)

  8. Vor ein paar Tagen lag ein Seehundsknabe, den die Flut verschlagen hatte, ganz hilflos auf dem Sande. Da ihm vorn nicht recht zu trauen war, so wurd´ er bei den Hinterbeinen ans Wasser gezogen; worauf er mit großer Geschicklichkeit an zu rudern fing, sich noch mal umsah und dann hinuntertauchte. Hoffentlich wird er seiner Familie erzählen, dass manche Leute am Lande auch ihre guten Seiten haben. (Brief wie 21.)

  9. An den cand.med. Sebastian Dedow

    „Doch es fehlt noch an Bejahrung / an gelenkter Facherfahrung,

    die sich postgradual vollzieht, / bis man sich vollendet sieht.

    Zu guter Letzt ist man alsdann / ein durchaus wohlgeübter Mannn

    dem täglich viele seiner Kranken / beglückt für ihre Heilung danken.“