D. Bekannte deutsche Dichter

  1. Friedrich Schiller (1759-1805)

    1. Zu weit getrieben, verfehlt die Strenge ihres weisen Zwecks, und allzu straff gespannt, zerspringt der Bogen.

    2. Krieg ist ewig zwischen List und Argwohn. Nur zwischen Glauben und Vertrauen ist Friede

    3. Wer etwas Großes leisten will, muss tief eindringen, scharf unterscheiden, vielseitig verbinden und standhaft beharren.

    4. Nur zwei Tugenden gibt’s : o wären sie immer vereinigt, immer die Güte auch groß, immer die Größe auch gut.

    5. Aus den Wolken muss es fallen, aus der Götter Schoß, das Glück, und der mächtigste von allen Herrschern ist der Augenblick.

    6. Wie schön, wie beruhigend ist der Gedanke, durch den bloßen richtigen Gebrauch der Zeit, die unser Eigentum ist, und ohne fremde Hilfe, ohne Abhängigkeit von Außendingen, sich selbst alle Güter des Lebens erwerben zu können.

    7. Dreifach kommt die Zeit:
      Zögernd kommt die Zukunft hergezogen,
      pfeilschnell ist das Jetzt entflogen,
      ewig still steht die Vergangenheit.

    8. Schade um den verlorenen Augenblick. Das Leben ist so erstaunlich schnell dahin.

    9. Nimm die Stunde wahr, eh sie entschlüpft. So selten kommt der Augenblick im Leben, der wahrhaft wichtig ist und groß.

    10. Wohl dem Menschen, wenn er gelernt hat zu ertragen, was er nicht ändern kann, und preiszugeben mit Würde, was er nicht retten kann.

  2. Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

    1. Wer sich eines Irrtums schämt, sträubt sich, ihn zu erkennen und zuzugeben, er sträubt sich also vor einem besten innerlichen Gewinn.

    2. Einer neuen Wahrheit ist nichts schädlicher als ein alter Irrtum.

    3. Eine nachgesprochene Wahrheit verliert schon ihre Grazie, aber ein nachgesprochener Irrtum ist ganz ekelhaft.

    4. Undank ist immer eine Art Schwäche; ich habe nie gesehen, dass tüchtige Menschen undankbar gewesen wären.

    5. Die Zeit ist unendlich lang und jeder Tag ein Gefäß, in das sich sehr viel eingießen lässt, wenn man es wirklich ausfüllen will.

    6. Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht.

    7. Die Schwierigkeiten wachsen, je näher man dem Ziel kommt.

    8. Durch nichts bezeichnen die Menschen mehr ihren Charakter als durch das, was sie lächerlich finden.

    9. Toren und gescheite Leute sind gleich unschädlich. Nur Halbnarren und Halbweisen, das sind die gefährlichsten.

    10. Wer das erste Knopfloch verfehlt, kommt mit dem Zuknöpfen nicht zu Rande.

    11. Sage mir, mit wem du umgehst, so sage ich dir, wer du bist; weiß ich, womit du dich beschäftigst, so weiß ich, was aus dir werden kann.

    12. Wer sich nicht zuviel dünkt, ist viel mehr, als er glaubt.

    13. Wenn mir eine Sache missfällt, so lass ich sie liegen oder mach sie besser.

    14. Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen.

    15. Nicht überall, wo Wasser ist, sind Frösche; aber wo man Frösche hört, ist Wasser.

    16. Mancher klopft mit dem Hammer an der Wand herum und glaubt, er treffe jedes Mal den Nagel auf dem Kopf.

    17. Wir blicken so gern in die Zukunft, weil wir das Ungefähre, was sich hin und her bewegt, durch stille Wünsche so gern zu unseren Gunsten heranleiten möchten.

    18. Wir lernen die Menschen nicht kennen, wenn sie zu uns kommen; wir müssen zu ihnen gehen, um zu erfahren, wie es mit ihnen steht.

    19. Die schwer zu lösende Aufgabe strebender Menschen ist, die Verdienste älterer Mitlebenden anzuerkennen und sich von ihren Mängeln nicht hindern zu lassen.

    20. Jeder, der in sich fühlt, dass er etwas Gutes wirken kann, muss ein Plagegeist sein. Er muss nicht warten, bis man ihn ruft, er muss nicht achten, wenn man ihn fortschickt; er muss sein wie eine Fliege, die, verscheucht, den Menschen immer wieder von einer anderen Seite anfällt.

    21. Kannst du lesen, so sollst du verstehen; kannst du schreiben, so musst du etwas wissen; kannst du glauben, so sollst du begreifen; und wenn du erfahren bist, sollst du nützen.

    22. Wenn wir die Menschen nur nehmen, wie sie sind, so machen wir sie schlechter; wenn wir sie behandeln, als wären sie, was sie sein sollten, so bringen wir sie dahin, wohin sie zu bringen sind.

    23. Es ist wohl angenehm, sich mit sich selbst zu beschäftigen, wenn es nur so nützlich wäre. Inwendig lernt kein Mensch sein Innerstes erkennen; denn er misst nach eigenem Maß sich bald zu klein und leider oft zu groß. Der Mensch erkennt sich nur im Menschen, nur das Leben lehret jedem, was er sei!

    24. In der Jugend bald die Vorzüge des Alters gewahr zu werden, im Alter die Vorzüge der Jugend zu erhalten, beides ist nur ein Glück.

    25. Der Irrtum ist viel leichter zu erkennen, als die Wahrheit zu finden; jener liegt auf der Oberfläche, damit lässt sich wohl fertig werden; diese ruht auf der Tiefe, danach zu forschen ist nicht jedermanns Sache.

    26. Die Irrtümer des Menschen machen ihn eigentlich liebenswürdig.

    27. Es hilft nicht immer, recht zu haben.

    28. Der Scharfsinn verlässt geistreiche Männer am wenigsten, wenn sie Unrecht haben.

    29. In jedes gute Herz ist das edle Gefühl von der Natur gelegt, dass es für sich allein nicht glücklich sein kann, dass es sein Glück in dem Wohle anderer suchen muss.

    30. Und wo die Herzen weit sind, da ist auch das Haus nicht zu eng.

    31. Wozu dient all der Aufwand von Sonnen und Planeten und Monden, von Sternen und Milchstraßen, von Kometen und Nebelflecken, von gewordenen und werdenden Welten, wenn sich nicht zuletzt ein glücklicher Mensch unbewusst seines Daseins erfreut?

    32. Mit fremden Menschen nimmt man sich zusammen; da merkt man auf, da sucht man seinen Zweck in ihrer Gunst, damit sie nützen sollen. Allein bei Freunden lässt man leicht sich gehen. Man ruht in ihrer Liebe; man erlaubt sich eine Laune; ungezähmter wirkt die Leidenschaft. So verletzen wir am ersten die, die wir am zartesten lieben.

    33. Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah. Lerne nur das Glück ergreifen, denn das Glück ist immer da.

    34. Es gibt kein Vergangenes, das man zurücksehnen dürfte. Es gibt nur ein ewig Neues, das sich aus den erweiterten Elementen des Vergangenen gestaltet, und die echte Sehnsucht muss stets produktiv sein, ein Neues, Besseres erschaffen.

    35. Gegen Kritik kann man sich weder schützen noch wehren, man muss ihr zum Trotz handeln, das lässt sie sich nach und nach gefallen.

    36. Das Muss ist hart, aber beim Muss kann der Mensch allein zeigen, wie es inwendig mit ihm steht. Willkürlich leben kann jeder.

    37. Es gibt eine Höflichkeit des Herzens, sie ist der Liebe verwandt. Aus ihr entspringt die bequemste Höflichkeit des äußeren Betragens.

    38. Wie kann man sich selbst kennen lernen? Durch Betrachten niemals, wohl aber durch Handeln. Versuche, deine Pflicht zu tun, und du weißt gleich, was an dir ist. Was aber ist deine Pflicht? Die Forderung des Tages.

    39. Denken und Tun, Tun und Denken, das ist die Summe aller Weisheit, von jeher anerkannt, von jeher geübt, nicht eingesehen von einem jeden. Beides muss wie Ein- und Ausatmen sich im Leben ewig fort-, hin- und wiederbewegen! Wer sich zum Gesetz macht, das Tun am Denken, das Denken am Tun zu prüfen, der kann nicht irren, und irret er, so wird er sich dann auf den rechten Weg zurückfinden.

    40. Du musst steigen oder sinken, du musst herrschen und gewinnen, oder dienen und verlieren, leiden oder triumphieren, Amboss oder Hammer sein.

    41. Wer aber kann auf sein vergangenes Leben zurückblicken, ohne gewissermaßen irre zu werden, da er meistens finden wird, dass sein Wollen richtig, sein Tun falsch, sein Begehren tadelhaft und sein Erlangen dennoch erwünscht gewesen? (Wilhelm Meisters Wanderjahre)

    42. Wir erschrecken über unsere eigenen Sünden, wenn wir sie an anderen erblicken.

  3. Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)

    1. Ein kluger Mann sagt öfters erst mit Lachen, was er hernach im Ernste wiederholen will.

    2. Freue dich mit mir! Es ist so traurig, sich allein zu freuen.

    3. Der wahre Wert des Menschen kann bei keiner Wahrheit verlieren.

    4. Besser eine ehrliche Ohrfeige, als ein falscher Kuss.

    5. Das kleinste Kapital eigener Erfahrung ist mehr wert, als Millionen fremder Erfahrungen.

    6. Erziehung gibt den Menschen nichts, was er nicht auch aus sich selbst haben könnte, nur geschwinder und leichter.

    7. Denn zu einem großen Manne gehört beides: Kleinigkeiten als Kleinigkeiten und wichtige Dinge als wichtige Dinge zu behandeln.

    8. Menschlichkeit und Sanftmut verdienen bei jeder Gelegenheit empfohlen zu werden, und kein Anlass dazu kann zu entfernt sein, den wenigstens unser Herz nicht sehr natürlich und dringend finden sollte.

  4. Johann Gottfried Herder (1744-1803)

    1. Erzähle mir nicht, wie du mal warst, sondern zeige, wie du jetzt bist.

  5. Theodor Fontane (1819-1898)

    1. Es gibt nur ein Mittel, sich wohl zu fühlen: Man muss lernen, mit dem Gegebenen zufrieden zu sein und nicht immer das zu verlangen, was gerade fehlt.

    2. Leicht zu leben ohne Leichtsinn, heiter zu sein ohne Ausgelassenheit, Mut zu haben ohne Übermut – das ist die Kunst des Lebens.

    3. Eine gute Frau muss die Augen immer aufhaben, aber sie muss sie auch zuzumachen verstehen, je nachdem. Sie muss alles sehen, aber sie muss nicht alles sehen wollen.

    4. Man hört nie auf, erziehungsbedürftig zu sein; ich gehe noch jetzt in die Schule u. lerne von Leuten, die meine Enkel sein könnten.

    5. Es ist mit der märkischen Natur wie mit manchen Frauen. „Auch die häßlichste“- sagt das Sprichwort- „hat immer noch sieben Schönheiten.“ Ganz so ist es mit dem „Lande zwischen Oder und Elbe“; wenige Punkte sind so arm, dass sie nicht auch ihre sieben Schönheiten hätten. Man muss sie nur zu finden verstehn. Wer das Auge dafür hat, der wag es und reise. (Wanderungen durch die Mark Brandenburg)

    6. Er hat nie was Dummes gesagt und nie was Kluges getan. (Ce´cile)

    7. Freilich ist es leichter, die Wahrheit zu predigen, als danach zu handeln. (Ce´cile)

    8. Denn das, was wir ein böses Gewissen nennen, ist ja immer ein gutes Gewissen. Es ist das Gute, was sich in uns erhebt und uns bei uns selber verklagt. (Ce´cile)

    9. Abschiedsworte müssen kurz sein wie Liebeserklärungen. Das Beste hält nicht lange vor und sträubt sich gegen Dauer. (Ce´cile)

    10. Was einem nicht passt, das glaubt man nicht gern. (Die Poggenpuhls)

    11. Es war kein Zärtlichkeitskuss, den ich bei alten Leuten nicht sehen mag, sondern nur echte Zuneigung und Dankbarkeit. (Die Poggenpuhls)

    12. Es gibt so viele Menschen, die haben einen natürlichen Hass gegen alles, was liebenswürdig ist, weil sie selbst unliebenswürdig sind. (Der Stechlin)

    13. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Aber auch umgekehrt: wenn ich den Apfel kenne, kenn ich auch den Stamm. (Der Stechlin)

    14. Ein neues Jahr; was wird es uns bringen? Es wissen zu wollen, wäre Torheit; aber zu hoffen ist unserem Herzen erlaubt. (Vor dem Sturm)

    15. „Nun lebe wohl und lass dich noch einmal sehen.“ Mein Vater sagte das mit bewegter Stimme; denn er hatte die Vorahnung, dass dies der Abschied sei. Und ich kam auch bald wieder. Es war in den ersten Oktobertagen, und oben auf dem Bergrücken ruht er nun aus von Lebens Lust und Müh. (Meine Kinderjahre)

    16. Tröste dich, die Stunden eilen,/ und was all dich drücken mag,
      auch das Schlimmste kann nicht weilen,/ und es kommt ein andrer Tag.
      In dem ew´gen Kommen, Schwinden,/ wie der Schmerz liegt auch das Glück,
      und auch heitre Bilder finden / ihren Weg zu dir zurück.
      Harre, hoffe, nicht vergebens / zählest du der Stunden Schlag;/
      Wechsel ist das Los des Lebens,/ und—es kommt ein andrer Tag! (Vor dem Sturm)

    17. Seien wir voll der Hoffnung, die Mut, und voll des Mutes, der Hoffnung gibt. (Vor dem Sturm)

    18. Mit geschlossenen Augen lag er im Bett, zu müde, um wach zu sein, zu wach, um einzuschlafen. (Vor dem Sturm)

    19. Ich habe einmal in einem Buche gelesen, und nicht in einem schlechten Buche, die Kinder, die Narren und die Poeten, die hätten immer recht. Vielleicht überhaupt, aber von ihrem Standpunkt aus ganz gewiss. Und ich bin eigentlich alles drei´s, und daraus magst du schließen, wie sehr ich recht habe.(L'Adultera)

    20. Jeder Tag gibt einem den Beweis, dass sich der Mensch nicht an alles gewöhnt.

    21. Ignorieren ist noch keine Toleranz.

    22. Wo Verstand befiehlt, ist der Gehorsam leicht.

    23. In seiner Eigenschaft als Theaterkritiker sollte Fontane sich ein Theaterstück ansehen. Die Inszenierung war schlecht, das Stück langweilig, und Fontane schlief ein. Gegen Ende der Aufführung bemerkte das der Autor und sprach ihn nach der Vorstellung an: „Ihre Kritik werde ich nicht anerkennen, da sie den größten Teil der Vorstellung verschlafen haben!“ Darauf fragte ihn Fontane lächelnd: „Ist Schlafen keine Kritik?“

  6. .Thomas (1875-1955) und Heinrich (1871-1950) Mann

    1. So wenig man das Neue und Junge verstehen kann, ohne in der Tradition zu Hause zu sein, so unecht und steril muss die Liebe zum Alten bleiben, wenn man sich dem Neuen verschließt, das mit geschichtlicher Notwendigkeit daraus hervorgegangen ist. (Th.)

    2. Man sollte immer versuchen, alle Sachen, auch die gewöhnlichsten, die ganz selbstverständlich dazusein scheinen, mit neuen, erstaunten Augen , wie zum ersten Mal, zu sehen. (Th.)

    3. Phantasie haben heißt nicht, sich etwas ausdenken; es heißt, sich aus den Dingen etwas machen. (Th.)

    4. Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt. (Th. „Der Zauberberg“)

    5. Kein Menschenrecht bleibt übrig, wo Sterben die erste Bürgerpflicht ist. (H.)

    6. Eine früh geschlossene Freundschaft ist das einzige, was nicht schon vor uns selbst stirbt. (H./Die Jugend des Königs Henri Quatre)

    7. Nur selten denkt einer in der Zukunft und handelt in der Zeit. (H./Die Vollendung des Königs Henri Quatre)

    8. Es ist geboten, dass Humanisten streitbar sind und zuschlagen, sooft feindliche Gewalten die Bestimmung des Menschen aufhalten.(H./Die Vollendung des Königs Henri Quatre)

  7. Friedrich Hebbel (1813-1863)

    1. An kleinen Dingen darf man sich nicht stoßen, wenn man zu großen auf dem Wege ist.

    2. Es gibt Leute, die nur aus dem Grunde in jeder Suppe ein Haar finden, weil sie, wenn sie davorsitzen, so lange den Kopf schütteln, bis eins hineinfällt.

    3. Das Publikum beklatscht ein Feuerwerk, doch keinen Sonnenaufgang.

    4. Es gehört oft mehr Mut dazu, seine Meinung zu ändern, als sie beizubehalten.

    5. Der Mensch hat freien Willen – das heißt, er kann einwilligen ins Notwendige.

  8. Heinrich Heine (1797-1856)

    1. Ein Kluger bemerkt alles. Ein Dummer macht über alles eine Bemerkung.

    2. Wer nie im Leben töricht war, ein Weiser war er nimmer.

    3. Die Philister, die Beschränkten, diese geistig Eingeengten, darf man nie und nimmer necken. Aber weite, kluge Herzen wissen stets in unsren Scherzen Lieb und Freundschaft zu entdecken.

    4. Ein Mysterium, das nur von demjenigen wird verstanden, der entflohen ist dem Kerker der Vernunft und ihren Banden.

  9. Friedrich Rückert (1788-1866)

    1. Tu, was du kannst und lass das andere dem, der´s kann, zu jedem Werk gehört ein ganzer Mann.

    2. Wer seinem Freunde nicht ins Auge sehen kann, kann´s auch den Feinden nicht und ist ein schlechter Mann.

    3. Gesell dich einem Bessern zu, dass mit ihm deine bessern Kräfte ringen. Wer selbst nicht weiter ist als du, der kann dich auch nicht weiterbringen.

    4. Am Abend ist man klug für den vergang´nen Tag. Doch niemals klug genug, für den, der kommen mag.

    5. So soll ich leben, dass ich hätte, wenn ich scheide, gelebet mir zur Lust und anderen nicht zum Leide.

  10. Heinrich von Kleist (1777-1811)

    1. Vertrauen und Achtung, das sind die beiden unzertrennlichen Grundpfeiler der Liebe, ohne welche sie nicht bestehen kann; denn ohne Achtung hat die Liebe keinen Wert und ohne Vertrauen keine Freude.

    2. Denn das Erworbene – wär’s mit einem Tropfen Schweiß auch nur erworben – ist uns mehr als das Gefund´ne wert.

  11. Gottfried Keller (1819-1890)

    1. Es ist gesünder, nichts zu hoffen und das Mögliche zu schaffen, als zu schwärmen und nichts zu tun.

  12. Friedrich Hölderlin (1770-1843)

    1. Aus bloßem Verstand ist nie Verständiges, aus bloßer Vernunft nie Vernünftiges gekommen.

    2. Was wäre das Leben ohne Hoffnung? Ein Funke, der aus der Kohle springt und verlischt, und wie man bei trüber Jahreszeit einen Windstoß hört, der einen Augenblick saust und dann verhallt, so wäre es mit uns. Es lebte nichts, wenn es nicht hoffte.

    3. Wie mit den Lebenszeiten, so ist es auch mit den Tagen. Keiner ist ganz schön und jeder hat, wo nicht seine Plage, doch seine Unvollkommenheit, aber rechne sie zusammen, so kommt eine Summe Freude und Leben heraus.

  13. Wilhelm Raabe (1831-1910)

    1. Die Menschen stellen sich im Verkehr mit den Menschen nur zu häufig auf den falschen Standpunkt; sie ärgern sich, wo sie sich ergötzen sollten; sie erbosen sich, anstatt zu lernen.

    2. Man muss in den Dreck hineingeschlagen haben, um zu wissen, wie weit er spritzt.

    3. Freue dich, dass du in der Welt bist und zu den Wundern mitgehörst.

    4. Alter – es ist die Zeit, wo die Erinnerung an die Stelle der Hoffnung tritt.

  14. Christian Morgenstern (1871-1914)

    1. Es gibt kaum eine größere Enttäuschung, als wenn du mit einer recht großen Freude im Herzen zu gleichgültigen Menschen kommst.

    2. Lachen und Lächeln sind Tor und Pforte, durch die viel Gutes in den Menschen hineinhuschen kann.

  15. Gottfried August Bürger (1747-1794)

    1. Wenn dich die Lästerzunge sticht, so lass dir dies zum Troste sagen: Die schlechten Früchte sind es nicht, woran die Wespen nagen.

  16. Matthias Claudius (1740-1815)

    1. Urteile von einem Menschen lieber nach seinen Handlungen als nach seinen Worten, denn viele handeln schlecht und sprechen vortrefflich.

    2. Die Freiheit besteht darin, dass man alles tun kann, was anderen nicht schadet.

    3. Greif nicht zu leicht in ein Wespennest, doch wenn du greifst, so stehe fest.

    4. Und all das Geld und all das Gut gewährt zwar schöne Sachen; Gesundheit, Schlaf und guten Mut kann´s aber doch nicht machen.

  17. Bertold Brecht (1898-1956)

    1. Wer die Wahrheit nicht weiß, ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher.

    2. Dabei wissen wir ja:/ Auch der Hass gegen die Niedrigkeit/ verzerrt die Züge. (An die Nachgeborenen)

    3. Wer A sagt, muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war.

    4. Es setzt sich nur soviel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein.

    5. Kein Vormarsch ist so schwer, wie der zurück zur Vernunft.

    6. Der vielleicht übertriebenen Hoffnung folgt die vielleicht übertriebene Hoffnungslosigkeit.

    7. Das große Karthago führte drei Kriege. Es war noch mächtig nach dem ersten, noch bewohnbar nach dem zweiten. Es war nicht mehr auffindbar nach dem Dritten.

    18. Erich Kästner (1899-1974)

    a. Die Erinn´rung ist eine mysteriöse/ Macht und bildet die Menschen um./ Wer das, was schön war, vergisst, wird böse,/ wer das, was schlimm war, vergisst, wird dumm.

    b. Man kann sich auch an offenen Türen den Kopf anrennen.

    c. Erfüllung ist der Feind der Sehnsucht.

    d. Auch aus Steinen, die dir in den Weg gelegt werden, kannst du etwas Schönes bauen.

    e. Es gibt Situationen, deren Widersinn das sanfteste Gemüt erregen kann.

    f. Ich möchte helfen, die Menschen anständig und vernünftig zu machen. Vorläufig bin ich damit beschäftigt, sie auf ihre diesbezügliche Eignung hin anzuschauen. ( aus dem Roman „Fabian“)

    g. Ich liebe das Leben. Manchmal möchte ich vor Freude in den Sonnenschein hineinbeißen, oder in die Luft, die in den Parks weht. Wissen Sie, woran das liegt? Ich denke oft an den Tod, und wer tut das heute? Niemand denkt an den Tod. Jeder lässt sich von ihm überraschen. Denn täglich kann er winken. Und weil ich an ihn denke, liebe ich das Leben. (dito „Fabian“)

    h. Dass man lebt, ist Zufall; dass man stirbt, ist gewiss. (dito „Fabian)

    i. Fort Douaumont
    Davor liegt einer jener endlosen Friedhöfe, mit seinen Tausenden von Kreuzen. Und wenn man einen der Namen auf einem der Kreuze liest und nur an das eine Schicksal denkt, das hier unterbrochen wurde, und dann zum nächsten und dann zum übernächsten Kreuz tritt, so hat man einfach nicht mehr den Mut, den Blick zu heben und über die zahllosen Kreuze schweifen zu lassen, die hier nebeneinander stehen und die doch nur einen kleinen Teil des Elends und der Toten bedecken, die jener Krieg gekostet hat.

  18. Arnold Zweig (1887-1968)

    1. Jung sein heißt Flügel haben, aber Flügel hat man, um zum Ziele zu fliegen und dabei alle Kräfte auszubilden, Geist und Liebe und Leistung und Sinn für die Schönheit des Lebens.

  19. Hermann Hesse ( 1877-1962)

    1. Einschlafen dürfen, wenn man müde ist, und eine Last fallen lassen, die man getragen hat, ist eine wunderbare Sache.

    2. Wer alt geworden ist und darauf achtet, der kann beobachten, wie trotz dem Schwinden der Kräfte und Potenzen ein Leben noch spät und bis zuletzt mit jedem Jahr das unendliche Netz seiner Beziehungen und Verflechtungen vergrößert und vervielfältigt und wie, solange ein Gedächtnis wach ist, doch von all dem Vergänglichen und Vergangenen nichts verloren geht.

    3. -- Euer Leben hat genauso viel Sinn, als ihr selbst ihm zu geben vermöget.
      --Wir verlangen, das Leben müsse einen Sinn haben – aber es hat nur ganz genauso viel Sinn, als wir selber ihm zu geben imstande sind.

  20. Erich Maria Remarque (1898-1970)

    1. Die Erkenntnis einer Lage ist das beste Mittel, sich aus ihr zu befreien. (Im Westen nichts Neues)

    2. Vielleicht ist nur deshalb immer wieder Krieg, weil der eine nie ganz empfinden kann, was der andere leidet. (Der Weg zurück)

    3. Abschiednehmen ist schwer – aber Wiederkommen ist manchmal wohl noch schwerer. (Der Weg zurück)

    4. 21.4. Das Schicksal gibt einem nur eine gewisse Narrenfreiheit; dann warnt es und schlägt zu. Man spürt manchmal, wenn die Zeit da ist. (Die Nacht von Lissabon)

  21. Hermann Kant (geb. 1926)

    1. Gegnerschaften sind etwas anderes als Feindschaften.