F. William Thackeray (1811-1863)

Zitate aus seinen Romanen „Pendennis“(1-6), „Die Virginier“ u. „Jahrmarkt der Eitelkeit“



  1. Man kann nicht die ganze Wahrheit sagen, aber man kann nichts als die Wahrheit sagen.

  2. Die Täuschung ist manchmal besser als die Wahrheit und ein schöner Traum besser als das traurige Wachsein.

  3. Blicke zurück, lieber Freund, auf deine eigene Jugend. Ich denke gern an einen wohlerzogenen Knaben, sanft und tapfer, warmherzig und liebevoll, der mit freundlichen, ehrlichen Augen der Welt ins Gesicht sieht. Was für strahlende Farben sie damals hatte und wie man sich an ihr freute! Der Mensch hat nicht viele solcher Jahre. Er weiß es nicht, solange er sie lebt. Erst wenn sie lange vergangen sind, erinnert er sich, wie schön und glücklich sie waren.

  4. Es gibt Naturen, die Freundlichkeit und Wohlstand besser und sanfter machen, so wie es Menschen anderer Anlage gibt, die durch Wohlergehen arrogant und lasterhaft werden. Glücklich der, der das eine wie das andere mit Bescheidenheit und guter Laune hinnehmen kann.

  5. Mache einen Glauben oder ein Dogma absolut, und Verfolgung wird zur logischen Konsequenz. Und jeder handelt ohne Gewissensbisse, sondern im Gegenteil noch im Gefühl erfüllter Pflicht.

  6. Nun, eine Stunde früher oder später, was macht das aus? Zuletzt schlägt doch die Stunde. Der unvermeidliche Moment des Abschiednehmens kommt.

  7. Die Schläge verwunden oft am schwersten, die ohne Absicht fallen.

  8. Eine tadelnde Missbilligung wird dadurch nicht angenehmer, wenn sie stumm bleibt und sich nur in Blicken äußert.

  9. Dein ehrliches Gesicht scheint durch den Nebel langer Jahre, und deine freundliche Stimme klingt mir im Ohr, als wäre es gestern gewesen.

  10. Die Welt pflegt einen gutmütigen Menschen gutmütig zu begegnen, und wo ich einen brummigen Misanthropen mit ihm im Streit sah, da war immer er der Schuldige.

  11. Die Welt ist ein Spiegel, in welchem ein jeder sein Antlitz erblickt. Wer mit saurer Miene hineinschaut, sieht ein saures Gesicht. Wer hineinlächelt, findet einen fröhlichen Gefährten.

  12. Wenn über gütige Herzen Prüfungen kommen, so wachsen aus Sorgen und Schmerzen Gedanken und Tugenden hervor, die nie erwacht wären, wenn Kummer und Unglück sie nicht geweckt hätten.

  13. Kein Mensch kennt seine Kraft oder seine Schwäche, ehe er seine Probe bestanden hat.

  14. Wie glücklich der, dem der Schuh passt, den ihm das Schicksal anmisst.

  15. Jeder kannte des anderen Gedanken, wie es bei Menschen ist, die sich lieben.

  16. Wenn das Herz verdorrt ist, entsinnen sich die Alten gern, wie frisch es einst schlug.

  17. Immer recht haben,- immer voranmarschieren,- keinen Zweifel kennen,- sind das nicht die großen Eigenschaften, mit deren Hilfe die Torheit in der Welt voranmarschiert?