G. Auszüge aus den Werken von Erwin Strittmatter

  1. Die Tage tropften wie Sirup in das große Fass Vergangenheit. (Der Wundertäter)

  2. Es floss Zeit aus dem Wasserhahn der Ewigkeit, jeder Tag ein Tropfen. (Der Wundertäter)

  3. Der Mond geht unter, und die Sonne geht unter, und der Mond geht auf, und die Sonne geht, auf und so verbringen wir das Leben. Aber lasset uns sehen, dass zwischen Sonnenaufgang und Monduntergang was geschieht und wir was machen mit unserem Leben. (Der Wundertäter)

  4. Und immer wird die Welt ein wenig weiter, wenn sich ein Mensch zu einem anderen setzt. (Der Wundertäter)

  5. Gedanken ohne Erfahrungen sind so fragwürdig wie Erfahrungen ohne Gedanken. (Der Wundertäter)

  6. Erinnerungen sind Schwingungen, die lähmen und beleben können. (Der Wundertäter)

  7. Ich kenne Menschen, die sich mit Sachlichkeit polstern, sobald sie fürchten müssen, bemitleidet zu werden (Der Wundertäter)

  8. Es fällt den Menschen schwer, ohne Götter auf der Erde zu verweilen, und wenn man sie ihnen ausredet,

    machen sie sich ihresgleichen zu Göttern. (Der Wundertäter)

  9. Der Same des Zufalls liegt oft weit in unserer Vergangenheit, in einer Vergangenheit, in die unser Gedächtnis nicht hinreicht. Wir wissen nicht viel mehr über den Zufall als unser behaarter Vor-Vater, der nicht erkannte, dass seine Liebesnacht und die Wehschreie seines Weibchens neun Monate später im Zusammenhang standen. (Der Wundertäter)

  10. Auch das Sterben ist ja eine von den Aufgaben des Lebens. Genug also, wenn du auch sie glücklich lösest, sobald sie dir vorgelegt wird. (Der Wundertäter)

  11. Jedes Erlebnis verlangt einen bestimmten Zeitpunkt, seinen tiefsten Eindruck auf uns zu machen. (Der Laden)

  12. Es hat ja etwas auf sich mit dem ersten Eindruck, den ein Mensch auf uns macht. Denn bei dieser ersten Begegnung sind noch Kräfte im Spiele, die die Wissenschaft mit den Begriffen Instinkt oder Intuition ins Tierreich oder ins Metaphysische verlegt. Jedenfalls hatte unserer Verstand noch keine Gelegenheit, an unserem Urteil herumzubessern. (Nachtigallen-Geschichten )

  13. Jeder Tröstende bildet sich ein, dass er tröstet; dabei dringt er nicht bis dorthin, wo das Weh des Weinenden seine Wurzeln hat. (Vor der Verwandlung)

  14. Aber ein Recht, das nicht mit der geringsten Ausnahme angewendet wird, schlägt leicht ins Absurde um. (Geschichten ohne Heimat)