H. Der deutsch Schriftsteller Jean Paul, eigentl. Johann paul friedrich Richter (1763-1825)



  1. Gehst du furchtsam und zart mit deinen Leiden um, so stechen sie heißer, wie Brenn-Nesseln, wenn man sie nur leise berührt. Aber gleich ihnen verletzen sie wenig, wenn du sie herzhaft und derb handhabst.

  2. Der Mutige erschrickt nach der Gefahr, der Furchtsame vor ihr, der Feige in ihr.

  3. Der Mut besteht nicht darin, dass man die Gefahr blind übersieht, sondern dass man sie sehend überwindet.

  4. Das Gefühl findet, der Scharfsinn weiß die Gründe.

  5. Die keinen Spaß verstehen, verstehen auch keinen Ernst.

  6. Die Reformatoren vergessen immer wieder, dass man, um den Stundenzeiger zu rücken, bloß den Minutenzeiger zu drehen braucht.

  7. Zuviel Vertrauen ist häufig eine Dummheit, zuviel Misstrauen immer ein Unglück.

  8. Die Not ist die Mutter der Künste, aber auch die Großmutter der Laster.

  9. Kinder und Uhren dürfen nicht beständig aufgezogen werden, man muss sie auch gehen lassen.

  10. Niemand wird in der Welt leichter betrogen –nicht einmal die Weiber und die Fürsten- als das Gewissen.

  11. Das Leben gleicht einem Buche; Toren durchblättern es flüchtig, der Weise liest es mit Bedacht, weil er weiß, daß er es nur einmal lesen kann.

  12. Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können.

  13. Unter den Menschen und den Borsdorfer Äpfeln sind nicht die glatten die besten, sondern die rauhen mit einigen Warzen.

  14. Man kann einen seligen, seligsten Tag haben, ohne etwas anderes dazu zu gebrauchen als blauen Himmel und grüne Erde.

  15. Wollte ein großer Staat nur die Hälfte seines Kriegsbrennholzes zum Bauholz des Friedens verbrauchen, wollte er nur halb soviel Kosten aufwenden, um Menschen, als um Unmenschen zu bilden, und halb soviel sich e n t wickeln, als zu v e r wickeln: wie ständen die Völker ganz anders und stärker da !