I. Die österreich. Schriftstellerin Maria von Ebner- Eschenbach (1830-1916)



  1. Treue üben ist Tugend, Treue erfahren ist Glück.

  2. Vertrauen ist Mut und Treue ist Kraft.

  3. Vieles erfahren haben heißt noch nicht, Erfahrung zu besitzen.

  4. Tausend Beweise von Verstand können mich vollkommen kalt lassen. Ein Beweis von Güte bezwingt mich.

  5. Wenn du heute nicht etwas besser bist, als du gestern warst, bist du gewiss etwas schlechter.

  6. Für das Können gibt es nur einen Beweis: Das Tun!

  7. Nichts lernen wir so spät, und verlernen wir so früh, als zuzugeben, dass wir Unrecht haben.

  8. Merkmal großer Menschen ist, dass sie an andere weit geringere Anforderungen stellen als an sich selbst.

  9. Andere neidlos Erfolge erringen zu sehen, nach denen man selbst strebt, ist Größe.

  10. Wirklich gute Freunde sind Menschen, die uns ganz genau kennen und trotzdem zu uns halten.

  11. Ein Urteil lässt sich widerlegen, aber ein Vorurteil nie.

  12. Die verstehen sehr wenig, die nur das verstehen, was sich erklären lässt.

  13. Wenn sich die Neugier auf ernste Dinge richtet, nennt man sie Wissensdurst.

  14. Der feste Punkt, von dem aus jeder Esel die vernünftige Welt aus ihren Angeln heben kann, heißt das Vorurteil.

  15. Eine stillstehende Uhr hat doch täglich zweimal richtig gezeigt und darf nach Jahren auf eine lange Reihe von Erfolgen blicken.

  16. Eine ungeschickte Schmeichelei kann uns tiefer demütigen als ein wohlbegründeter Tadel.

  17. Die großen Augenblicke im guten wie im bösen Sinne sind die, in denen wir getan haben, was wir uns nie zugetraut hätten.

  18. Es gibt Fälle, in denen vernünftig sein feige sein heißt.

  19. Die Summe unserer Erkenntnisse besteht aus dem, was wir gelernt, und aus dem, was wir vergessen haben.

  20. Es hat noch niemand etwas Ordentliches geleistet, der nicht etwas Außerordentliches leisten wollte.

  21. Viele Leute glauben, wenn sie einen Fehler erst eingestanden haben, brauchen sie ihn nicht mehr abzulegen.

  22. Wer sich gar zu leicht bereit findet, seine Fehler einzusehen, ist selten der Besserung fähig.

  23. Man bleibt jung, solange man noch lernen, neue Gewohnheiten annehmen und Widerspruch ertragen kann.

  24. Mehr noch als nach dem Glück unserer Jugend sehnen wir uns im Alter nach den Wünschen unserer Jugend zurück.

  25. Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind. Wirklich arm ist nur, wer nie geträumt hat.

  26. Wer sich an seine eigene Kindheit nicht mehr erinnert, ist ein schlechter Erzieher.

  27. Eltern verzeihen ihren Kindern die Fehler am schwersten, die sie selbst ihnen anerzogen haben.

  28. Manche Ehen sind ein Zustand, in dem zwei Leute es weder mit noch ohne einander durch längere Zeit aushalten können.

  29. Es ist schlimm, wenn zwei Eheleute einander langweilen; viel schlimmer jedoch ist es, wenn nur einer von ihnen den anderen langweilt.

  30. Die Gelassenheit ist eine anmutige Form des Selbstbewusstseins.

  31. Habe die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die du nicht ändern kannst; den Mut, Dinge zu ändern, die du ändern kannst und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

  32. (Ähnliches, aber von Julius Lohmeyer) Zwei Dinge sollen den tapferen Mann nicht mit Verdruss erfassen: Die, die er nicht mehr ändern kann, und die sich ändern lassen.

  33. Menschen, die nach immer größerem Reichtum jagen, ohne sich jemals Zeit zu gönnen, ihn zu genießen, sind wie Hungrige, die immerfort kochen, sich aber nie zu Tische setzen.

  34. Wer den Augenblick beherrscht, beherrscht das Leben.

  35. Das Verständnis reicht oft viel weiter als der Verstand.

  36. Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit!

  37. Der Umgang mit einem Egoisten ist darum so verderblich, weil die Notwehr uns zwingt, allmählich in seine Fehler zu verfallen.